Best of... Januar 2009

Sechs ist eine böse Zahl. Nicht ganz so böse wie die Sieben, nicht so schicksalsbehaftet wie die 13 und auch nicht so mysteriös wie die 23 - und die Antwort auf Alles ist sie auch nicht, um die zu finden muss man bekanntlich bis in die 40er gehen. Trotzdem ist die sechs böse. Man erinnere sich nur an seine Schulzeit. Ehrlich, da bedeutete jedes Mal die Zahl "6" ein wirkliches Problem für mich. Okay, später wurde sie durch die Null abgelöst und selber ins annehmbare Mittelfeld katapultiert, aber etwas verruchtes blieb trotzdem an ihr haften. 666 ist die Zahl des Teufels, 6 Tage in der Woche ist nicht Sonntag, 6 Mal klingelt mein behämmertes Telefon, bevor es mich endlich wieder in Ruhe lässt und Police Academy 6 - oh, Mann, ihr wisst was ich meine… Sechs. Das ist die Anzahl der Wrestler, die es in den beiden Main Brands zu finden galt um die legendäre Elimination Chamber zu füllen. Den Horror der Zahl interpretierten RAW und Smackdown dabei auf höchst unterschiedliche Arten und Weisen - wie es dazu kam, das lest ihr in dieser Horror-Ausgabe, quasi dem Halloween-Special dieser Kolumne: Best of… Januar 2009.


Beste Storylines und Fehden
1. Eben nicht… Christian
2. Randy Orton v. McMahon
3. CM Punk v. William Regal


Wäre mein Name Christian Cage - man bräuchte einen Presslufthammer, ach was, zwei Presslufthammer, um das zufriedene und herrlich arrogante Lächeln aus meinem Gesicht zu meißeln, dass sich dort in den letzten Wochen eingefressen hat. Er verließ World Wrestling Entertainment im Guten, obwohl man sein Potential nie wirklich nutzte. Stets zu Höherem berufen, blieb Christian Midcard. Plötzlich taucht er als erster großer Ligenwechsler bei TNA Wrestling auf und mutiert zum Superstar. Man ließ ihn machen und er machte. Dann die ersten Gerüchte über die Rückkehr… Man bedenke, dass man plötzlich über die Rückkehr eines ehemaligen Midcarders philosophierte, eines Mannes, der zwar immer gut ankam aber bei WWE nicht wirklich mehr erreichte als mindestens 50 andere Namen im Großraum seiner Zeit. Und trotz dieses eher unspektakulär anmutenden Rückkehr-Gerüchts eines ehemaligen Midcarders drehte plötzlich die komplette Wrestlingwelt komplett durch. In jeder Storyline sah man plötzlich Christian Cage als Lösung, jede Ankündigung, jedes World Title Match sollte auf einmal durch seinen Run-In beendet werden und kaum eine WrestleMania-Wunschcard erschien, auf der sein Name nicht auftauchte. In den meisten Fällen sogar im Main Event. Dabei sitzt der gute Kerl vermutlich schön gemütlich zu Hause in seinem Fernsehsessel, ist Chips, trinkt Diet Coke und lacht sich nen Pferd. Umso mehr genoss ich den Royal Rumble. Umso mehr genoss ich Matt Hardy's Turn im WWE Title Match. Und umso mehr genoss ich jeden einzelnen Überraschungsentrance, bei dem halt nicht Christian in die Halle schritt, sondern ein Goldust, Jim Duggan oder Rob Van Dam. Warum Christian grinst? Weil er Woche für Woche mehr wächst, weil ihm die Smartmarks ein Denkmal töpfern, weil sein Status explodiert - und das ohne, dass er auch nur einen Finger dafür rührt. Das ist so toll. Denn, mit dem richtigen Abschluss, wird niemand mehr von den Comebacks von Shawn Michaels, Chris Jericho oder D'Lo Brown (Sorry) sprechen - man spricht von Christian Cage und der Explosion mit der er zurückkehrte.

Wenn man ne Liste macht, was so in letzter Zeit ganz gut für Randy Orton lief und was nicht so, dann lastet die Tinte auf diesem Blatt doch sehr markant auf einer Seite. Von einer irrelevanten Storyline mit CM Punk und Kofi Kingston, schoss er über die Zwischenstation Batista direkt zurück an die Spitze des RAW-Kaders - und das ganz ohne den Weg über irgendwelche Titelambitionen gehen zu müssen. Randy kehrte zurück und fraß den Apfel vorm Kern zur Schale auf. Der Aufbau der Legacy spielte dabei sicherlich eine nicht wenig entscheidende Rolle, gehört sie doch vermutlich zu den langsamsten aber genau deshalb auch zu den intensivsten Aufbauten eines Stables in der Ligengeschichte. Dann kamen wir irgendwann im Januar zu dem Punkt, an dem Chris Jericho gefeuert wurde und sich in eine Storyline mit Stephanie McMahon zu verstricken schien. Irgendwas eigenartiges passierte allerdings im Hintergrund (*hust* Rourke *hust*), was Y2J aus der Storyline fliegen ließ und bei einem schönen Vince-Comeback-Segment vollzog man die Staffelstabübergabe an den Legendkiller. Die Kurzfristigkeit war offensichtlich - erst eine Woche vor dem Royal Rumble begann man damit, den vermeintlichen Sieger wirklich konkret aufzubauen. Das Schöne an Orton-McMahon ist, dass sich die Fehde ganz entscheidend von den üblichen McMahon-Fehden abhebt, einfach weil Vince die Rolle des Face spielt und sein Kontrahent den Bösewicht. Außerdem ist sie die perfekte Beschäftigungstherapie für den WrestleMania-Headliner, bis sein Gegner wieder Zeit für ihn hat. Randy wird in der Geschichte wachsen und WrestleMania als noch viel größerer Heel betreten, der er ohnehin schon war. Die Ära Orton ist auf dem Vormarsch. Und es macht verdammt Spaß, dabei zuzusehen.

Mann, ja! Auch in der Midcard kann man Geschichten erzählen! Okay, wahrscheinlich war alles ab dem Titelgewinn Regals nur für Promotion-Zwecke der IC-Title-DVD gedacht, aber das Ergebnis ist die wohl beste Intercontinental-Titelfehde seit Morrison-Hardy. Mit William Regal fand man zunächst den perfekten Titelträger, um dem Gold zu neuem Glanz nach der Marella-Comedy-Nummer zu verhelfen. Regal ist der verdammt nochmal beste Heel der Midcard-Landschaft und Gold gehört einfach um seine Hüften wie Löffel zu Uri Geller. Dann auch noch Punk als seinen Gegner auszuwählen bestätigte zumindest eine der beiden Theorien zum Wandel im Booking-Team, die besagen, dass man A. entweder wirklich Glück beim Würfeln hatte oder B. tatsächlich die Qualität des Bookings zunimmt. Zwei charismatische Kontrahenten, die vom Publikum absolut in dieser Rolle akzeptiert werden, gepaart mit einer Reihe wirklich guter Kämpfe, einem schön aufgebauten und sensationell umjubelten Titelwechsel und eine konsequente Weiterführung der Geschichte - das hebt Punk-Regal einfach aus der Masse ab. Solche Geschichten hat der WWE Intercontinental Title verdient.


Schlechteste Storylines und Fehden
1. Jack Swagger v. Finlay
2. Colons v. The Brian Kendrick & Ezekiel Jackson
3. Der Hardy-Stalker


Ouff. Man hat Jack Swagger ja wirklich gut gepusht und er war tatsächlich eine annehmbare Alternative zu Mark Henry, um Matt Hardy um dessen Gold herauszufordern. Der Titelwechsel kam zwar ein wenig früh, aber trotzdem geht es irgendwie in Ordnung, denn für einen so jungen und unetablierten Mann wie Swagger ist er wirklich schon verdammt Over bei den Fans und naja, man musste Matt halt irgendwie den Gürtel abnehmen. Was danach allerdings für Swagger präsentiert wurde, lässt mich die ECW-Main-Event-Zukunft nur mit erschaudernder Gänsehaut und Schüttelkrämpfen erwarten. Finlay wäre nun wirklich der Letzte gewesen, den ich mir als Swagger's Gegner gewünscht hätte. Und dann auch noch diese geisteskranke Geschichte, in der Hornswoggle den Gürtel geklaut hat - also wirklich. Zielgruppe Hin oder Her, aber es gibt immerhin auch noch erwachsene Menschen, die dem Wrestlingsport folgen und sämtliche Authentizität, die man für Swagger in den vergangenen Monaten aufbaute war auf einmal dahin. Dieser blöde Ire. Ouff.

Ich mag Carlito und hab den größten Respekt dafür, wie er an sich gearbeitet und seine Fähigkeiten in den vergangenen Monaten und Jahren ausgebaut hat. Ich finde Ezekiel Jackson wirklich charismatisch und sehe im Gegensatz zu vielen anderen 08/15-Big-Men großes Potential in seinem Charakter. Kendrick, ja, Kendrick. Brian Kendrick ist verdammt nochmal die verdammte Zukunft. Verdammt. Genau. Wen hab ich vergessen? Ach ja, diesen anderen, der so ähnlich aussieht wie Carlito. Ich komm jetzt nicht auf den Namen, aber… ich hab nichts gegen ihn. Die Voraussetzungen stehen somit also gar nicht schlecht, eine schöne Fehde mit den Dreien, äh, Vieren auf die Beine zu stellen. Und dann auch noch um den WWE Tag Team Titles - eine tatsächliche Fehde um den Tag Team Title! Oh Mann, das müsste doch eigentlich zur euphorischen Kernschmelze bei mir führen. Aber nein - ich find‘s so unglaublich zum Einschlafen… Warum zum Henker lässt man Kendrick und Carlito denn nicht mal ordentlich ans Mikro? Sie können das doch. Stattdessen reines Abspulen der unterschiedlichen Matchkonstellation, unmotiviert, highlight-befreit. Hoffentlich war das nur Teil von Kendrick's Bestrafung, er kann das schnell hinter sich lassen und schon mal die Bongs und Shisha-Pfeifen auf dem Kamin an die Seite räumen, um Platz für den MitB-Koffer zu schaffen.

Nicht, dass ihr mich falsch versteht: Ich liebe die aktuelle Situation, in der Matt seinen Bruder attackierte, ihn den WWE Title kostete und eine Fehde mit ihm begann. Den Weg dahin, den fand ich aber so ätzend wie Fahrradfahrer auf Hauptverkehrsstraßen. Es ging los mit der Hinterrücks-Attacke kurz vor der Survivor Series, die derart geschmacklos war, dass ich wirklich ans Übergeben gedacht habe. Da diese Ehre aber ausschließlich übermäßigem Alkoholgenuss und in Ausnahmefällen vielleicht dem ein oder anderen hartnäckigen Virus vorbehalten ist, und nur deshalb, hielt ich mich zurück und verdaute weiter. Ein Autounfall, der natürlich zufällig gefilmt wurde, die Feuerwerkskörper, die dafür hätten sorgen müssen, dass Goldberg und Bobby Lashley niemals im Ring angekommen wären - das war so doof und ich fühlte mich an eine Zeit zurückerinnert, in der man Steve Austin mit einem Auto überfuhr und schon damals die Intelligenz eines jeden Fans beleidigte. Genau hier liegt auch die einzige Möglichkeit, mit der man den ganzen Trash bei mir wiedergutmachen würde - und zwar indem man als Auflösung eine Selbst-Persiflage präsentiert, in der sich Rikishi plötzlich als Hardy-Attentäter präsentiert. Ansonsten beginne ich jetzt mit der Verdrängung und konzentriere mich vollständig auf die Gegenwart der Hardy²-Story.


Wirklich richtig schlechte Storylines präsentierte uns man im Januar eigentlich nicht - eher solche, die einfach viel zu belanglos waren oder vorhandenes Talent und Alternativoptionen ignorierten. Insgesamt herrscht in den Upper Cards beider Brands momentan ziemliches Kuddelmuddel, aus dem RAW für meinen Geschmack momentan noch ein bisschen besser raus kommt. Daher der Punkt an den Montag - alleine schon, weil man ja so viele Storylines für seine Topstars zu haben scheint, dass sogar Platz für Kofi Kingston und Mike Knox in der Elimination Chamber bleibt.


Beste Gimmicks
1. The Legacy
2. Montel Vontavious Porter
3. Tommy Dreamer


Langsam. Gaaanz langsam. Der Aufbau der Legacy war fantastisch. Erst waren da die zwei Jungs, die Hardcore Holly verarscht haben. Langsam kämpften sie um Randy Orton's Respekt und holten sich hierfür einen weniger charismatischen dritten Mann ins Boot. Ständige Versuche, Respekt zu ernten scheiterten und wurden nicht selten mit Backpfeifen belohnt. Einmal gab es sogar eine Backpfeife mit der Pieke, die Ted DiBiase Jr. laut Storyline außer Gefecht setzte. Derweil kamen sich zumindest Cody Rhodes und Randy Orton immer näher, während sich mit Sim Snuka ein weiterer Name ins Spiel brachte. Nach dem Motto "Lieber Klasse als Masse" flog dann schließlich Manu als erster und Snuka kurz drauf aus dem Bewerbungsprozess - und nach Monaten des Findungsprozesses bildete sich aus Orton, Rhodes und dem wiedergekehrten DiBiase die Legacy, einer der wohl vielversprechendsten Stables seit Evolution. Beim Royal Rumble vollendete man schließlich das Werk und präsentierte der Welt, was man mit den Dreien vor hatte. It's not arrogance - it's destiny. Ich liebe es.

Dass man 20 Wochen lang irgendeinen Zweck mit der Niederlagenserie von Montel Vontavious Porter bezwecken wollte, war offensichtlich. Nur welchen - das war unklar. War es eine Bestrafung? Sollte es einen Überraschungssieg bspw. im Royal Rumble vorbereiten? Oder stand gar ein Faceturn an? Ja, und tatsächlich - zum perfekten Zeitpunkt stellte man MVP in ein Last Man Standing Match mit Big Show, ließ ihn kämpfen, als ginge es um sein Leben und am Ende stand er auf der Rampe, siegreich, und die Meute brüllte "MVP! MVP!". So bookt man einen Faceturn. Eben ohne Turn, also ohne dem Publikum durch eine bestimmte Aktion vorzuschreiben, wen sie jetzt verehren sollen - sondern man kreiert eine Situation, in der sie selbst checken, dass MVP nun auf der anderen Seite rockt. Es ist gelungen und es muss einfach in etwas Gigantischem enden. Den WWE United States Title hat MVP bereits als Ziel angegeben, aber ich will noch mehr. Money in the Bank - World Title. Das ist der MVP, den ich 2009 sehen will. Und jetzt kommt mir nicht damit, dass ich schon will, dass Kendrick den Koffer gewinnt. Dann… gewinnen ihn halt beide. So.

Endlich sieht man es ein und beschenkt den Innovator of Violence mit einer verdienten Storyline. Zwar gebietet einem der gesunde Menschenverstand den Gedanken, dass eben diese wahrscheinlich auch seine letzte sein wird aber speziell im WWE'schen Umgang mit ECW Originals ist das keine Selbstverständlichkeit. Schließlich endeten hier die meisten Karrieren mit den Sätzen "We whish him the best in his future endeavures." und nicht mit einer würdevollen Abschiedstournee. Man wird Tommy Dreamer nun langsam und bedacht aufbauen, damit er spätestens zum Ablauf seiner Frist um den ECW Title an- und anschließend auch abtreten kann. Was mir besonders gefällt ist, dass man tatsächlich ruhig an die Sache heran geht und Tommy nicht ab dem Tag seiner Ankündigung als unbesiegbaren wiedererstarkten Allesfresser darstellt. Ich will einen Mann sehen, der kämpft, der alles gibt, sich aufopfert, um dieses eine Ziel zu erreichen. Der nach jeder Niederlage wieder aufsteht und einem jeden seiner Gegner die Worte ins Gesicht brüllt, die ihn zum Star machten, der er im Land der Extreme war: "Thanks, Sir. Can I have one more?".


Schlechteste Gimmicks
1. Rey Mysterio
2. Kofi Kingston
3. Kane

Ich denke, anhand der Platzierungen bemerkt auch der betrunkenste Leser, worauf ich in diesem Kapitel hinaus will. Groß wurde es in der Einleitung angekündigt, jetzt sind wir am Ziel angekommen. Herzlich Willkommen zum Bashfest zu Ehren der Besetzung der 2009er Elimination Chamber des RAW-Brands. Wobei hier weniger die Tatsache im Vordergrund kritisiert werden soll, DASS sie in der Elimination Chamber stehen, sondern vielmehr WARUM sie dort so unglaublich wenig zu suchen haben.
Wenn Rey Mysterio nach seinem Comeback vor 1 1/2 Jahren etwas erreicht hat, dann, dass er zu meiner Hassfigur Nummer 1 avancierte. Nicht weil er unsympathisch oder untalentiert ist, sondern einfach weil mich mittlerweile jede Sekunde annervt, die an ihn verschwendet wird. Ja, und grade so ein "genervt sein" ist immer so schwer so begründen, weil man es meistens selber gar nicht genau weiß. Ich denke, der Todesstoß für das Rey Mysterio Gimmick war tatsächlich die Fehde mit Kane. Eine Fehde, die es tatsächlich geschafft hat, sämtliche beteiligten Karrieren bis auf ihre Grundmauern zu zerstören. Kane war einst der Mann, der The Undertaker in Grund und Boden wrestlete. Er war World Champion, ein Monster, schier unbesiegbar und eine feste Institution in der Uppercard, aus dem man jederzeit mit wenigen Wochen Aufbau einen No.-1-Contender machen konnte. Mysterio gewann einen World Title und wurde während dieser Regentschaft mehrmals nicht nur besiegt, sondern gesquasht. Rey Mysterio ist die mit Abstand unglaubwürdigste Figur in der Uppercard und wie Gift für all seine Gegner, die sich für ihn hinlegen müssen. Der 619 (man beachte Ziffer 1 dieser Postleitzahl) ist die wohl bescheuertste Aktion der Neuzeit und mit jedem Mal, dass er auf den Kopf eines Gegners schallt, stirbt ein Teil der Glaubwürdigkeit dieses Mannes.
Kane hat viele Wochen hauptberuflich 619's kassiert und damit eine Glaubwürdigkeit erreicht, an der Funaki fast zehn Jahre arbeiten musste.
Bliebe noch Kofi Kingston - ein sympathischer junger Kerl mit netten Wrestlingskills, die seine Matches immer ein bißchen besonders machen. So wie bspw. auch bei Flash Funk, Super Crazy, Leif Cassidy oder Aldo Montoya. Got it? Kofi kann, wenn man ihn mit viel Anstrengung und harter Arbeit dafür aufbaut, durchaus ein halbwegs glaubwürdiger Intercontinental Champion werden. In einem World Title Match, dazu noch in einem so prestigeträchtigen hat er aber genauso wenig verloren wie die Zipfelbuben in den Top10 der deutschen Singlecharts. Moment… D'Oh!

Irgendwie ist die Besetzung der RAW-Chamber aber fast schon wieder unfreiwillig witzig und ganz ehrlich bekommt sie deshalb für mich einen ganz speziellen Charme, der sie fast noch interessanter macht als das Smackdown-Pendant. Fast. Der Gimmick-Punkt geht aber an den blauen Brand, alleine schon weil ich keine Show für seine Gimmicks ehren kann, die Shawn Michaels als Heulsuse darstellt.


Wrestler des Monats
1. Randy Orton
2. Jeff Hardy
3. John Bradshaw Layfield


Nichts dürfte offensichtlicher sein, als Randy Orton an dieser Position. Er gewinnt den Royal Rumble. Er wird Anführer eines großartigen Stables. Er befindet sich in der Headline-Storyline des RAW-Brands und verbannt den World Champion damit auf die Ersatzbank. Wegen Randy Orton muss sich John Cena mit Midcardern prügeln, einfach weil der Schatten des Legend-Killers momentan so unglaublich groß ist, dass er sämtliches Spotlight außerhalb der Legacy verdunkelt. Der Januar war der Neubeginn der Ära Orton und ich weiß nicht, ob ich es bereits erwähnt habe, aber es macht verdammt Spaß, dabei zuzusehen.

Jeff Hardy's erster großer Titlerun begann mit dem sensationell gebookten Sieg über Triple H und Edge bei Armageddon und endete mit seiner ersten Titelverteidigung. Das kann, ich sag mal "besser laufen". Und obwohl das so unglücklich gelaufen ist, stand Hardy dennoch im absoluten Mittelpunkt des Interesses. Ich hasste zwar den Aufhänger mit all den Attacken und blöd umgesetzten Unfällen - aus Hardy machte es aber einen der wichtigsten Player des Jahresanfangs und setzt ihn zu Recht an eine gewichtige Position auf der Card des wohl größten Wrestling-Pay-Per-Views der Geschichte.

X X X <- Was ist das? Genau. Drei Kreuze. Denn genau die mache ich, weil John Bradshaw Layfield endlich wieder zu alter Form zurückgefunden hat. So kaputt man den Shawn-Michaels-Charakter auch mit der Angestellten-Storyline machte, umso mehr stärkte man JBL in der Konstellation. Er ist wieder der charismatische Fiesling, der über Leichen geht und keinen Hehl aus seinen niederen Absichten macht. JBL ist wieder der Wrestling-God und legte diesen Monat die besten Heel-Promos seit seinem ersten Title-Run ab. Ich tue es nochmal: X, X und X.

Man darf nicht den Fehler machen und Smackdown nur aufgrund der Besetzung der Elimination Chamber die größere Starpower zusprechen. RAW hat Orton, Michaels, Jericho und Layfield. RAW hat Punk, Regal und ein sensationelles Stable - die sind halt nur alle so fest in den unterschiedlichsten Geschichten gebunden, dass sie in der Chamber keinen Platz finden. Während man mit den Smackdown-Stars wie Big Show und dem Undertaker seit Monaten in der Luft hängt. Der Punkt geht an RAW - in meinen Augen hochverdient.


Matches und PPV-Tops
1. Jeff Hardy vs. Edge /Royal Rumble
2. Royal Rumble Match /Royal Rumble
3. Big Show vs. MVP /Smackdown


Platz 1 zu belegen in einem Monat, in dem der Royal Rumble stattfand will schon was bedeuten. Es bedeutet entweder, dass man Teil eines wirklich exzellenten Kampfes war - oder dass Rey Mysterio den Royal Rumble gewann. Zum Glück zieht hier die Variante 1, die Edge und Jeff Hardy dafür auszeichnet, dass ihr No-Holds-Barred-Match beim Royal Rumble ein absolut toller Kampf war. Es war intensiv, stimmungsgeladen und immer von diesem Gefühl umgeben, am Ende würde noch irgendetwas Sensationelles passieren. Alle Versprechen wurden gehalten und es kam tatsächlich sogar zu der Überraschung, die halt nicht jeder hat kommen sehen.

Nun aber zum gebuchten Januar-Highlight, das natürlich einmal mehr vollkommen zu Recht auf der Liste der Matches des Jahres zu finden sein wird. Geprägt war der Kampf natürlich von der Dominanz der Legacy, Momenten wie dem Chokeslam der Brothers of Destruction, der Konfrontation der Rhodes-Brüder, dem rekordverdächtigen Auftritt Santino Marellas, der Vorstellung Dolph Zigglers und natürlich dem Auftritt von Rob Van Dam. Leider war die Spannung der Final Four ein wenig raus, aber mit Randy Orton fand der Kampf am Ende natürlich den perfekten Sieger. Wenn WWE etwas kann, dann Battle Royals booken.

In der Vorwoche setzte man ein Last Man Standing Match zwischen Triple H und The Big Show an - also eine Matchansetzung, wie sie durchaus einen PPV headlinen könnte. Doch auf dieser Liste steht der Kampf mit selber Stipulation, in dem Big Show nicht auf den 31-fachen World Champion traf, sondern auf einen Mann, der seit 20 Wochen nicht mal gegen die jämmerlichsten Gegner gewinnen konnte. Was heraus kam war ein toll geführtes Match, authentisch, hart und irgendwie echt. Es brachte die Rivalität zwischen Helmsley und Show weiter und es leitete den tollen Faceturn MVP's ein. Einfach nur fantastisch.

Und damit muss ich gar nicht lange im den heißen Brei herum reden - der Match-Punkt geht an Smackdown. JBL vs. Cena war einfach so unsagbar weit davon weg, Hardy und Edge das Wasser reichen zu können.


Das Überflüssigste zum Schluss
1. Melina's Titelgewinn
2. Whe the F*ck are Sim & Manu?
3. What's crackin'!?


Will sich mir irgendwie nicht erschließen. Melina ist ein schlechter Face. Warum ist sie überhaupt Face? Ich muss das irgendwie verpasst haben. Warum auch immer… Als Heel ist sie eine der besten Performerinnen im WWE-Divas-Kader - sie könnte einem Milchbubi jederzeit als Heel zu Glanz verhelfen. Als Face ist sie aber keinen Deut besser als die ganzen Eve's und Michelle's. Dass man sie dann ausgerechnet in dieser Rolle eine der letzten glaubwürdigen Damen besiegen lässt, das will sich mir irgendwie nicht erschließen.

Die Formierung der Legacy war ja wirklich toll gebookt und auch Sim Snuka und Manu hatten dabei durchaus ihre Daseinsberechtigung - und wenn es nur dazu war, um den Anspruch des Stables zu verdeutlichen. Und obwohl es die absolut richtige Entscheidung war, sie nicht mitspielen zu lassen, gibt es keinerlei Begründung dafür, dass man sie seither komplett von der Bildfläche strich. Warum nicht in die Tag Team Division, ein bisschen Geplänkel mit Priceless und vielleicht sogar mal als Gegner für The Miz & John Morrison?

Auf der einen Seite freut es mich natürlich, dass man Scotty Goldman solch eine Aufmerksamkeit schenkt, dass er ein eigenes Online-Segment erhält. Die Pläne, ihn als Interviewer einzusetzen sind aber derartig unglaublich gigantisch unnormal große übermäßige unsagbare Verschwendung von Talent, dass es mir die Zehennägel hochrempelt. Interviews kann auch Finlay führen - aber nein, der muss ja um den ECW Title fehden. Die Welt ist ein Arschloch und wir leben darin. Wir und Colt Cabana.


Unterm Strich


Der Royal Rumble ist neben WrestleMania halt einfach immer das Highlight eines WWE-Jahres und auch 2009 hielten die Show, sein Aufbau und seine Nachwirkungen uneingeschränkt sämtliche Vorschusslorbeeren. Das sorgte nicht nur dafür, dass ich immense Erwartungen an die nächsten Wochen und WrestleMania habe, sondern auch dafür, dass das angekündigte Halloween-Spezial dieser Kolumne wohl eher an den anstehenden Valentinstag erinnert als an Freitag, den 13.

Nach Showpunkten bleibt der Januar 2:2 unentschieden.

Ich wage es, eine Garantie dafür auszusprechen, dass die diesjährige Road to WrestleMania sensationell wird. Die No Way Out Card ist bisher schon ungewohnt spektakulär und bei allem noch ungenutzten aber angedeuteten Potential kann es einfach nur gut werden. Der kurze Undertaker-Michaels-Staredown, die vielversprechende Jericho-Rourke-Konfrontation und natürlich der allgegenwärtige Name "Christian Cage".
Viel Spaß dabei, lasst meine Garantie ähnlich gewichtig werden wie die des Wrestling Gods - und wie immer natürlich eine gute Zeit!

Ben